Wir haben uns heute für die etwas weitere Fahrtstrecke entschieden, da wir morgen dann die kürzere Reiseroute wählen möchten, denn am Samstag steht dann die Übersiedlung in unsere nächste Unterkunft an. Das Wetter hat uns für heute weniger Nieselregen und mehr trockene Phasen versprochen. 😊
Das erste große Ziel ist heute das Glenfinnan Viadukt und dafür müssen wir pünktlich gegen 8 Uhr morgens aus unserem Haus raus. Wir möchten es unbedingt schaffen, beim Glenfinnan Viadukt zu stehen wenn der berühmte Jacobite Steam Train vorbeifährt. Da er dies nur 4x täglich macht, wäre es gut wenn wir es beim ersten Anlauf schaffen, um den restlichen Tag frei und ohne Blick auf die Uhr verbringen zu können.
Glenfinnan Viadukt
Wer jetzt mit dem Begriff des Glenfinnan Viadukt bzw. dem Jacobite Steam Train nicht sofort Harry Potter im Kopf hat, für den haben wir noch das Stichwort „Hogwarts Express“. 🧙🏻♂️🪄 Wir haben bereits am Flughafen gemerkt, dass wir viele eingefleischte Harry Potter Fans mit an Board haben.
Nach rund 1,5h Fahrtzeit erreichen wir den Parkplatz vor dem Glenfinnan Viadukt und wissen nun auch, warum es empfohlen wird rund eine Stunde vor dem Jacobite Steam Train hier zu sein. Obwohl der Parkplatz wirklich groß ist und viel Platz für die Gäste bietet, füllt er sich ziemlich rasch und die Pilgerscharen an Touristen machen sich auf den Wanderweg zum Viadukt.
Wir nehmen ebenfalls den Weg und steigen einen Teil des Hangs hoch um uns einen guten Platz für den „Hogwarts Express“ zu sichern. Valentina fragt sich was all die Leute hier machen und worauf sie wohl warten? – Die Antwort, dass hier alle nur darauf warten, dass ein Zug vorbeifährt kommt ihr etwas komisch vor? 😏
Mit ein paar Minuten Verspätung sieht man nun auch die ersten weißen Rauchwolken vor dem Glenfinnan Viadukt auftauchen und die Menschengruppen beginnen zu klatschen, zu toben und feiern diesen magischen Moment total. Mit viel Rauch und Signaltönen rauscht nun also der Hogwarts Express an uns vorbei.
Im Inneren der Waggons winken die Mitfahrenden wie wild aus dem Fenster und von dem Hang neben dem Viadukt winkt die andere Gruppe den Zugfahrenden und schickt Küsse. Nach nur wenigen Minuten sieht man vom Hogwarts Express nicht mehr viel und ein großes Jubeln bricht aus. Strahlende Gesichter machen sich nun wieder auf den Weg, die etwas gatschige und nasse Route wieder hinabzusteigen, mit dem guten Gefühl, den Hogwarts Express rechtzeitig gesehen zu haben.
Der Parkplatz vom Glenfinnan Viadukt beginnt sich rasch zu leeren & Autoschlangen machen sich auf den Weg zu anderen Aussichtsplätzen. – Und in 2h beginnt das ganze wieder von vorne!! 😅
Super witziger Moment dabei war auch noch ein Pärchen welches wir mit uns im Flugzeug von Köln nach Edinburgh hatten. Mit der ganzen Verspätungsgeschichte, Koffer Warterei und Co hat sich am Sonntag rasch eine Gruppe gebildet aus mehreren Personen und Familien mit denen wir gewartet und uns gegenseitig weitergeholfen haben. Und genau dieses eine Pärchen steht auf einmal am Retourweg zum Auto wieder vor uns. 🙂 Schottland ist also doch ein „Dorf“, denn hätten wir es uns ausgemacht, genau diesen Tag zu nehmen und dieses Uhrzeit, hätten wir uns bei all diesen Menschen mit Sicherheit nicht getroffen. Wir haben uns kurz über die letzten Tage unterhalten und uns weiterhin eine tolle Reise gewünscht. Vielleicht sehen wir uns ja wieder mal.
💡 Wissenswertes zum Glenfinnan Viadukt und dem Hogwarts Express 🧙🏻♂️
Glenfinnan ist ein kleiner Ort in den Highlands am Loch Shiel mit ca. 100 Einwohnern. Er liegt zwischen den Orten Fort William nach Mallaig, welche seit 1901 mit einer Bahnlinie verbunden sind. Genau dieser Bahnlinie, dem „Glenfinnan Viadukt“, verdankt Glenfinnan seit den Harry Potter Filmen einer enorm gesteigerten Aufmerksamkeit von Besuchern und Touristen. In vielen Episoden passiert der „Hogwarts-Express“ die spektakuläre Kulisse des „Glenfinnan Viadukt“ vor dem Hintergrund der hügeligen Landschaft, mit von Wolken umspielten Gipfeln und dem Loch Shiel.
Aber auch ohne die Harry Potter Filme und den für Touristenfahrten eingesetzten „Jacobite Steam Train“ ist das Glenfinnan Viadukt für die damalige Zeit ein revolutionäres Bauwerk. Das Glenfinnan Viadukt wurde zwischen 1897 und 1898 erbaut und ist 380 Meter lang, ruht auf 21 Rundbögen und ist bis zu 30 Meter hoch. Sensationell war damals für ein solches Bauwerk, nur Beton zu verwenden. Der Erbauer war Robert McAlpine, der für dieses Bauwerk den Ritterschlag erhielt. Noch dazu bekam er vom Volk den Spitznamen „Concrete Bob“ (übersetzt Beton Bob).
Heute verkehren keine Güterzüge mehr über das „Glenfinnan Viadukt“, wie einst für die Fischindustrie. Es werden zur Personenbeförderung Dieseltriebwagen eingesetzt und täglich der Touristensonderzug „The Jacobite“, ein Museumszug, der von Dampflokomotiven gezogen wird.
In und um Glenfinnan gibt es außer dem „Glenfinnan Viadukt Trail“ noch weitere Sehenswürdigkeiten. Direkt am Ufer von Loch Shiel befindet sich das „Glenfinnan Monument“. Es wurde zum Gedenken des zweiten Jakobineraufstands errichtet, der 1745 an dieser Stelle begann.
Das „Glenfinnan Station Museum“ ist ebenfalls eine Attraktion und bietet in alten Eisenbahnwagen ein Café und eine Übernachtungsmöglichkeit.
Glenfinnan Monument
Wir bleiben noch kurz in der Nähe des Viadukts und begeben uns ans Ufer des Loch Shiel an dem das Glenfinnan Monument liegt. Hier kann man eine weitere Explorer Route durch ein Naturgebiet nehmen. Das Wasser des Loch Shiel hat uns wieder angezogen und wir lassen wieder eine zeitlang einfach kleine Steine übers Wasser hüpfen.
Abstecher in Fort William
Unser zweiter Stopp ist heute Fort William, denn wir möchten uns hier ein wenig im Zentrum umsehen und dies auch gleich nutzen um Mittag zu essen. Wir bummeln also im Zentrum ein wenig herum und entscheiden uns schließlich für eine richtig urige Taverne mit traditionellem Essen. Ein wenig erinnert uns das Lokal an die vielen Pubs die wir vor 2 Wochen in Dublin besucht haben.
💡 Wissenswertes über Fort William
Die größte Stadt der westlichen schottischen Highlands ist mit ca. 5.900 Einwohnern Fort William. Sie befindet sich am südlichen Ende der Verwerfung „Great Glen“, welche das schottische Hochland in die „Grampian Mountains“ und die „Northwest Highlands“ unterteilt. Idyllisch am Ufer des Loch Linnhe gelegen und mit Ausblick auf den höchsten Berg von Schottland und ganz Großbritannien, den 1.345 Meter hohen „Ben Nevis“, gilt Fort William als Touristen-Hochburg.
Fort William hat auf seiner Einkaufsstraße „High Street“ zahlreiche Outdoor-Läden zu bieten, sowie viele Cafés und Restaurants. Über die Geschichte von Fort William gibt das „West Highland Museum“ anschaulich Auskunft, der Besuch ist kostenfrei.
Viele Bergwanderer und Bergkletterer nutzen Fort William als Ausgangspunkt für den „Ben Nevis“ und sein Umfeld. Auf zahlreichen Wander- und Radwegen lässt sich die Umgebung um den Loch Linnhe bestens erkunden. Es bietet sich auch für nicht Wanderbegeisterte die Möglichkeit, mit der Seilbahn „Nevis Range“ bis zum 655 Meter hohen „Aonach Mòr“ hinaufzufahren und die grandiose Aussicht zu genießen.
Viele Strecken sind auch ideal für Mountainbikes und einige gehören zu den weltbesten. Im Sommer sind es die Strände und die Wanderwege, welche Besucher nach Fort Williams locken. Im Winter sind es die Skigebiete, die zum abwechslungsreichen Wintersport einladen.
In Fort Williams beginnt auch die Rundfahrt mit der legendären Jacobite Dampfeisenbahn, welche viele aus den Harry Potter Filmen als „Hogwarts Express“ kennen. Die Rundfahrt ist 135 km lang und führt unter anderem am „Loch Morar“ vorbei, den tiefsten Süßwassersee Britanniens.
Glen Nevis Tal
Nachdem wir uns mit einem echt leckerem Mittagessen gestärkt haben, fahren wir nur rund 2 Milen mit dem Auto weiter in das Glen Navis Tal und wandern hier einer Route entlang. Mit Blick auf den Ben Nevis genießen wir das intensive Grün welches rund um uns sprießt. Der Ben Nevis (Ben = Berg, Glen= Tal) ist mit seinen 1345m der höchste Berg in Schottland.
Das Glen Nevis Tal ist eines von mehreren Tälern in den schottischen Highlands. Gemeinsam mit dem River Nevis ist es ein spannender Hotspot für Wanderer und Tourengeher. Die meisten Routen gehen direkt vom Glen Nevis Visitor Center weg, auf dem wir ebenfalls starten. Mit den Mädels machen wir eine der kleineren Routen. An dieser Stelle müssen wir auch sagen, dass die Mädels echt super tapfer sind und einen immensen „Explorer-Spirit“ ausgefasst haben. Sie laufen und wandern jeden Weg und haben echt super viel Spaß dabei alles zu erkunden. 🙌🏼
💡 Wissenswertes über das Glen Nevis Tal
In der “Council Area Highland” südöstlich von Fort Williams, befindet sich das Glen Nevis Tal. Es liegt am Fuße des höchsten Berges Schottlands „Ben Nevis“ und der River Nevis fließt durch das Tal. Der Fluss endet dann in der Meeresbucht Loch Linnhe bei Fort William.
Das Tal Glen Nevis unterteilt sich durch eine enge Schlucht in 2 Abschnitte. Der untere Talabschnitt verläuft südlich und westlich des Berges „Ben Nevis“. Dort befinden sich das von der Council Area eingerichtete „Glen Nevis Visitor Centre“ und ebenfalls die Jugendherberge von Fort William.
Der obere Talabschnitt des Glen Nevis wird von Bergen wie dem Aonach Mòr und nördlich von den Ausläufern des „Ben Nevis“ begrenzt. Südlich vom oberen Talabschnitt befindet sich die Bergkette der Mamores, die mit ihrem höchsten Gipfel „Binnein Mòr“ eine Höhe von 1132 Meter erreicht.
Dem flacher werdenden Talabschnitt folgend, gelangt man zum höchstgelegensten und einsamsten Bahnhof Großbritanniens, „Corrour Station“. Dieser Talabschnitt ist mit einigen Wasserfällen und den Kaskaden der „Steall Falls“ besonders spektakulär.
Die „Steall Falls“ sind der zweithöchste Wasserfall in Schottland und das Wasser stürzt sich aus einer Höhe von 120 Meter in die Tiefe. Die „Steall Falls“ dienten auch mehrmals in den Harry Potter Filmen als Filmkulisse. Touristen können die „Steall Falls“ nur zu Fuß erreichen, wobei zur Überschreitung des River Nevis eine abenteuerliche Dreiseilbrücke benutzt werden muss. Das Glen Nevis Tal ist aufgrund der landschaftlichen Schönheit ein beliebtes Ausflugs- und Wanderziel, wozu Fort William häufig als Ausgangspunkt dient.
Braveheart Filmkulisse
Nach einer Runde durch die Natur fahren wir wieder mit unserem Flitzer ein Stück weiter und kommen schließlich zur Braveheart Filmkulisse. Man sieht hier nicht viel, aber eingeschworene Braveheart Fans erkennen diesen Hügel hier vielleicht.
Castle Stalker Viewpoint
Am Rückweg nach Hause nehmen wir noch den Castle Stalker Viewpoint mit. Direkt zum Castle Stalker kann man nur mit geführten Touren gelangen, aber es gibt auf der Anhöhe in Straßennähe die Möglichkeit den Viewpoint zu nehmen. Das Auto dabei am Parkplatz abstellen und dem Weg bis zum Viewpoint zu Fuß folgen, um einen tollen Blick auf das Castle Stalker zu bekommen.
💡 Wissenswertes über das Castle Stalker
Auf einer natürlichen Gezeiteninsel im Loch Laich, einer Bucht des Loch Linnhe, befindet sich Castle Stalker. Mitten im See, umgeben von den rauen Bergen, bietet sich dem Betrachter ein malerischer Anblick, wie es ihn wohl nur in den schottischen Highlands gibt. Castle Stalker hat die Bauform eines Wohnturms und gehört zu den am besten erhaltenen Gebäuden dieser Art in ganz Schottland. Der Zugang ist mit dem Boot und bei Ebbe zu Fuß möglich.
Ursprünglich wurde Castle Stalker vom Clan der MacDougalls im 13. Jahrhundert als kleine Befestigungsanlage erbaut. Entsprechend sind die Mauern von Castle Stalker Austragungsort zahlreicher blutiger Clans-Fehden, Intrigen und Rachefeldzügen. Die Besitzer wechselten im Laufe der Jahrhunderte öfters, bedingt durch Niederlagen, Belagerungen. Castle Stalker wurde dann im 18. Jahrhundert dem Verfall überlassen. 1965 wurde es von Lt. Col. D. R. Steward gekauft und erhielt eine aufwendige Restauration, bis der Besitzer in den 90er Jahren dann verstarb.
Die Mauern von Castle Stalker sind 2,70 Meter dick und das Turmhaus hat ca. die Abmessungen 14,8 × 11,8 Meter. Im Erdgeschoss befinden sich drei Räume mit Tonnengewölbe und einem Gefängnis. Darüber liegen zwei Obergeschosse und eine Mansarde. An der Südostwand des Erdgeschosses befindet sich der Eingang zu Castle Stalker, der mit zwei schweren Türen verschlossen wird.
Heute ist Castle Stalker im Privatbesitz, doch im Voraus gebuchte Besichtigungstouren werden nach Terminvergabe von den Besitzern durchgeführt. Aber auch aus der Ferne bietet Castle Stalker einen unvergesslichen Anblick, wozu das „Café Castle Stalker View Inn“ mit Familienbetrieb auf dem nahegelegenen Hügel nördlich von Portnacroish herzlich einlädt. Von welchem aus wir auch dieses Foto gemacht haben. Mit Panoramablick über den Loch Laich und Castle Stalker lassen sich dort gemütlich der Mittagstee und traditionelle schottische Mahlzeiten genießen.
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